"Franzosen essen mehr"

Bester Stimmung verabschiedeten sich die Haigerer Schüler von ihren Gastgebern

Beim Empfang durch den Bürgermeister im Rathaus wurde deutlich, dass die Haigerer das Land zum Zeitpunkt einer historischen Entscheidung besuchten - noch hing das Porträt des alten Präsidenten an der Wand - kurz darauf sollte sich dies ändern.
Das Programm war weit gespannt von kulturellen Höhepunkten bis zu sportlichen Begegnungen. Beim Besuch in Rouen kamen die Schüler Jeanne d'Arc näher, die in der öffentlichen Meinung den verblüffenden Weg von der Hexe zur Heiligen zurückgelegt hatte.

Als nächstes ging es zu den Kreidefelsen bei Etretat, die wie ein fernes Echo ihres englischen Gegenstücks anmuteten. Honfleur bezauberte durch seine malerische Häuserfront am Hafenbecken und durch seine von Schiffszimmerleuten 1486 in Holzbauweise errichtete Kirche Ste. Cathérine. Der Ausflug nach Paris begann - natürlich - mit dem Besuch des Eiffelturms. In 300 Meter Höhe war der Wind so stark, dass die Besucher nur noch mit Mühe atmen konnten. Bis weit zum Horizont erstreckte sich das Häusermeer der Metropole. Die deutschen Schüler waren sichtlich beeindruckt. In der Französischstunde hatten sie gelernt: "Bateau Mouche - das ist ein Schiff, mit dem Besichtigungsfahrten auf der Seine durchgeführt werden." Nun genossen die Haigerer Schüler es selbst von der Seine aus Notre Dame, den Louvre und das Musée Orsay sehen zu können.

Erlebnisse ganz anderer Art machten die Teenager im Hochseilgarten von Préau. In 15 Meter Höhe bewegten sie sich über Drahtseile, Hängebrücken und Netze von Baumgipfel zu Baumgipfel. Besonders aufregend war die Möglichkeit, sich mit einer Seilrolle mit hoher Geschwindigkeit auf einer Seilbahn nach unten zu bewegen. Bei diesen Abenteuern konnten die Schüler üben Verantwortung für ihre Sicherheit zu übernehmen und Ängste zu überwinden.
Der diesjährige Austausch hatte europäisches Format: Viele der Aktivitäten fanden gemeinsam mit einer italienischen Gruppe statt - eine ebenfalls bereichernde Begegnung.

Danach befragt, was denn in Frankreich anders sei, antworteten die deutschen Schüler, es werde mehr gegessen und unverständlicherweise verliere man dabei nicht die gute Figur. Ratatouille, Quiche, Gratin und Croque Monsieur sind vielen jetzt keine Fremdworte mehr. Die Mutigeren wagten sich an Krabben, Muscheln, Schnecken und sogar Froschschenkel.

Der Austausch zeigte den Haigerern, was Gastfreundschaft heißen kann. Eben nicht zu berechnen, was das bringen kann - sondern es einfach genießen, zu geben ohne Hintergedanken. Da wurden Zimmer und Betten geräumt, damit es der Gast möglichst angenehm hat. Die Vielfalt der Gerichte war überwältigend. Die meisten Koffer waren bei der Abreise schwerer als bei der Anreise.
 
(Haigerer Kurier, 23.05.2007, Text: rka, Foto: Jannik Triesch)