"Erschreckend, wie viele mitfahren"

Schockwirkung durch Unfallfahrzeug.
Gestern führten Bräutigam und sein Kollege Dirk Ramachers den total demolierten Opel Astra Haigerer Johann-Textor-Schülern vor. Alle Schäden im Frontbereich, auf der Motorhaube und am und auf dem Dach des Pkw stammen von menschlichen Körpern, berichtete Bräutigam den neugierigen Schüler. Diese hatten zuvor darauf getippt, dass das Auto unter einen Lkw geraten, gegen einen Baum oder eine Mauer gefahren war. Umso überraschter und auch stiller wurden sie, als der Beamte ihnen den wahren Grund für die vielen Beulen darlegte. Der Fahrer, der unter Drogen gestanden habe, sei auf der Autobahn in eine Gruppe mit sechs jungen Menschen gefahren. "Diese hatten eine Autopanne und ihr Fahrzeug vorschriftsmäßig auf dem Standstreifen abgestellt", erklärte Bräutigam. Die Gruppe hielt sich zwischen dem Pkw und der Leitplanke auf. "Warum der Opel von der eigentlichen Fahrspur auf den Standstreifen fuhr und genau zwischen dem Pannenfahrzeugund der Leitplanke hindurchfuhr, wissen wir nicht", sagte Bräutigam. Bei dem Unfall starben zwei Menschen, vier wurden schwer- und zwei leicht verletzt, darunter der Unfallverursacher, der unter Drogen stand.
"Wir möchten mit dem Wagen darauf aufmerksam machen, was passiert, wenn Alkohol und Drogen im Straßenverkehr im Spiel sind", erläuterte Bräutigam. Zudem sei wichtig, Jugendliche, die nur Beifahrer seien, dafür zu sensibilisieren, dass sie nicht bei jemandem in Auto ein- oder auf den Roller steigen, der Alkohol getrunken oder Drogen genommen habe. Doch gerade bei letzterem habe die Polizei erschütternde Erfahrungen gemacht. Der Experte aus Wies-baden: "Es ist erschreckend, wie viele mitfahren, obwohl sie wissen, dass sich Fahrer alkoholisiert hinters Steuer setzt."
Die Gefahren zeigten Bräutigam und sein Kollege Ramachers den neunten und zehnten Klassen der Johann-Textor-Schule auf. Ansprechpartner hatte auch die Caritas entsandt, die bei der Stadt Haiger die Jugendpflege übernimmt und auch die Sozialarbeit in der Johann-Textor-Schule leistet. Unterstützt wurde die Aktion vom Arbeitskreis Sucht- und Gewaltprävention der Schule, der von Anette Fritsch geleitet wird.
Das Schrottauto ist heute im Rahmen des Altstadtfestes auf dem Paradeplatz zu sehen. Am Rand der "Newcomer-Bühne" übernimmt die Jugendpflege die Bewirtung der jugendlichen Metal- und Hardrock-Fans. Es gibt ausschließlich antialkoholische Getränke. Zudem möchten die Mitarbeiter sowie die Polizeibeamten mit Jugendlichen ins Gespräch kommen, um auf die Gefahren von Alkohol und Drogen im Straßenverkehr aufmerksam zu machen.
(Haigerer Kurier, 16.08.2008, Text und Foto: kaw.)