Haiger, 21.03.2025
Die Berufsbildungsmesse zählt zu den Höhepunkten des Schuljahres und ist mittlerweile eine feste Tradition an der JTS. Dieses Jahr stellten 85 Aussteller aus den unterschiedlichsten Branchen, wie Handwerk, Gesundheit und öffentlicher Dienst Schülerinnen und Schülern an Ständen ihre Ausbildungsangebote vor und boten die Gelegenheit, sich gleich auf einen Ausbildungs- oder Praktikumsplatz im Rahmen von SchulePlus zu bewerben. Weiterbildungsangebote wie die Kaufmännischen Schulen Dillenburg und die Technische Hochschule Mittelhessen waren ebenfalls mit Infoständen präsent.
Während die Messe am Freitagvormittag nur Schülerinnen und Schülern vorbehalten war, durften am Nachmittag alle Interessierten erleben, welche vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten es in der Region gibt. Für das leibliche Wohl aller Messeteilnehmer war bestens gesorgt.
„Die Berufsbildungsmesse läuft nun schon zum siebten Mal an unserer Schule. Sie ist ein echtes Erfolgsmodell mit einer enormen Nachfrage und einem sehr erfolgreichen Output“, mit diesen Worten eröffnete der Schulleiter der JTS, Norbert Schmidt, die Berufsbildungsmesse. Besonders wichtig sei es, dass die Schülerinnen und Schüler mit den Ausbildungsbetrieben reden und so Potenzial erkennen können, erkläre Schmidt. Seinen Dank richtete er an den Haigerer Bürgermeister Mario Schramm, den Landrat des Lahn-Dill-Kreises Carsten Braun und Norbert Müller, Ehrensenator der Technischen Hochschule Mittelhessen und geschäftsführender Gesellschafter der Firma advacon, die dieses Jahr die Schirmherrschaft über die Messe übernommen hatten. Zudem dankte er Alexander Schüler, Stufenleiter der Jahrgänge 9 und 10, der sich gemeinsam mit einem Team aus Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern für die Organisation verantwortlich zeichnete: „Es ist eine Mammutaufgabe, die wir stets gut hinbekommen“.
„Was Herr Schüler hier alles möglich macht, ist bewundernswert. Die Johann-Textor-Schule ist auf dem richtigen Weg und die Firmen kümmern sich um euch“, stellte Schramm in seiner Begrüßungsrede mit Blick auf die Schülerinnen uns Schüler fest. „Ihr seid die Zukunft der Region“, erklärte er den Jugendlichen, bevor er auf seine eigenen beruflichen Anfänge vor 50 Jahren zurückblickte, als er durch einen Zufall im Baugewerbe landete und eine Lehre als Maurer begann. „Ich bin stolz und froh, eine Lehre als Maurer gemacht zu haben. Es ist gut, wenn man mit den Händen und dem Kopf unterwegs ist. Ergreift diese Chance!“, ermutigte er die Textorianer. Seinen Dank richtete er auch an die Unternehmen vor Ort: „Haiger wäre ohne sie nicht da, wo es ist“. Abschließend äußerte er den Wunsch, dass Fachkräftemangel zum Mangel in der Region werden solle und hierzu leiste die Berufsbildungsmesse einen entscheidenden Beitrag.
„Dem Lahn-Dill-Kreis ist eure Zukunft wichtig“, betonte Braun. Was an der JTS geboten würde, ginge deutlich über das erforderliche Maß von Schule hinaus und dies sei keine Selbstverständlichkeit, so der Landrat weiter. Aus- und Weiterbildung sei ein Riesenthema in der heutigen Zeit. Wichtig sei beim Start ins Berufsleben vor allem Freude an der Sache, erklärt er. Rückblickend auf seinen eigenen Weg hätte er in seiner Zeit als Polizeibeamter nie gedacht, einmal Bürgermeister und später Landrat zu sein. „Geht durch die Türen, die euch gebaut werden! Ihr habt viel Unterstützung, nutzt es!“ forderte er die Jugendlichen am Ende seiner Rede auf.
Einen wunderschönen guten Morgen in einer wunderbaren Schule wünschte Müller den Anwesenden. „Hier wird unglaublich viel geboten. SchulePlus ist der Hammer! So etwas hätte ich mir früher auch gewünscht“, lobte er die Arbeit der JTS. Die Situation der Schülerinnen und Schüler erinnere ihn an sein Navigationsgerät im Auto, denn die wichtigste Frage sei, wohin man wolle. Nur wer sein Ziel kenne, könne dem richtigen Weg folgen und die Berufsbildungsmesse sei hierzu eine wichtige Orientierungshilfe erklärte er. Entscheidend seien dabei vier Dispositionen. Die Erste sei Sehnsucht, die Jugendlichen sollten sich fragen, wonach sie sich sehnen, was sie wirklich wollen. „Wenn Können und Spaß zusammenkommen, dann gibt es einen Flow“, betonte er. Die Zweite sei Neugierde. Müller verwies dabei auf Thomas Edison, der 9000 Versuche gebraucht habe, bis die erste Glühbirne dauerhaft brannte und trotzdem nie aufgegeben habe: „Folgt eurem Drang, Dinge auszuprobieren“ ermutigte er die Schülerinnen und Schüler. Unzufriedenheit nannte er als dritte Disposition. Sie sei hilfreich, wenn man schwierige Situationen und Probleme als Herausforderungen begreift. Dabei erinnerte er an die Gebrüder Wright, die trotz wissenschaftlicher Zweifel bewiesen, dass Menschen fliegen können. „Bleibt dran, gebt nicht so schnell auf!“, forderte er und verwies dabei auf die vierte Disposition, Ausdauer. „Findet das Ziel! Die Chancen sind da und ihr werdet gebraucht“, gab er den jungen Messebesuchern mit auf den Weg.
Zum Dank erhielten die Schirmherren ein 3D-Modell der Stadt Haiger um 1750.
Einen Minibagger bedienen oder Radlader fahren, diese Gelegenheit bot die Baufirma Karl Fey auf dem Außengelände an. Mithilfe des Baggers galt es, eine kleine Metallstange in ein Rohr einzuführen, keine leichte Aufgabe. Dennoch war es eine einmalige Chance, die viele Schüler begeisterte: „Das macht echt Spaß, das könnte ich mir öfter vorstellen“ freute sich ein Schüler. Wer sich nicht hinter das Steuer traute, durfte Pflastersteine verlegen oder sich als Maurer versuchen und so erfahren, was in einer Berufsausbildung im Baugewerbe gefragt ist.
Welcher der Trennschleifer ist kaputt? Um diese Aufgabe zu lösen, probierten sich die Textorianer als Land- und Baumaschinenmechatroniker und überprüften am Stand der Firma DiTec die entsprechenden Motoren, indem sie die Kolben mit einer Kamera untersuchten. An einem großen Bagger konnten sie sich ansehen, wie eine Wartung abläuft.
Wie sich der Alltag einer demenzkranken Person anfühlt, konnten Interessierte am Stand der Diakonie Bethanien nachempfinden. Hierzu mussten alltägliche Aufgaben wie das Binden von Schnürsenkeln mit den Händen in einem Holzkasten erledigt werden, während man nur auf einen Spiegel schauen durfte. „Wirklich keine leichte Aufgabe“, stellte eine Schülerin schnell fest.
Geschicklichkeit gefragt war auch am Stand von Dynamit Nobel Defense. Hier galt es eine Stange mit einem kreisförmigen Aufsatz so um ein verwinkeltes Messingrohr zu führen, dass dieses nicht berührt wurde. Am Stand der Handwerkskammer Wiesbaden konnten die Jugendlichen mittels Virtual Reality in den Berufsalltag von Berufen wie Tischler, Maler und Lackierer, Metallbauer und Friseur eintauchen und einen virtuellen Rundgang durch eine Ausbildungswerkstatt erleben.
Die Schülerinnen und Schüler waren begeistert von der Messe: „Die Messe war spitze. Die Mitarbeiter an den Ständen waren sehr freundlich und man bekam viele interessante Informationen“ berichtete ein Realschüler. „Es ist spannend, wenn die Auszubildenden und Firmenvertreter aus ihrem Berufsalltag berichten“, ergänzte ein Mitschüler. „Ich finde es gut, dass sie sich für uns Jugendliche interessieren und man viele tolle Sache ausprobieren kann“ betonte eine Mitschülerin.
Vor allem die Konzeption der Messe kam bei den Textorianern gut an: „Es sind tolle Betriebe vor Ort, da ist wirklich für jeden etwas dabei. Man bekommt einen sehr guten Einblick in die Arbeitswelt“ berichtete eine andere Schülerin. Die Aussteller vor Ort waren ebenfalls zufrieden: „Wir haben alle Hände voll zu tun und die Schülerinnen und Schüler sind gut vorbereitet und stellen tolle Fragen“, berichtete Maya Finkeldei vom Recruiting der Diakonie Bethanien.
Die nächste Berufsbildungsmesse an der JTS findet voraussichtlich im Frühjahr 2026 statt.