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Austausch als Abenteuer

Der gemeinsame Ausflug nach Köln gehörte zu den Höhepunkten des Austausch-ProgrammsDass dabei angesichts der teilweise geringen Sprachkenntnisse Verständigungsschwierigkeiten auftraten, war vorherzusehen. Mit Händen und Füßen, Wörterbuch und modernen Internet-Übersetzungsprogrammen wurden aber auch die größten Klippen umschifft. "Verhungert ist noch niemand", hatte Ralf Kaczerowski - der zusammen mit Christa Majer die Organisation übernommen hatte - bereits zu Beginn gescherzt. Und so wirkten die Gäste auch gut genährt, als sie nach zehn erlebnisreichen und anstrengenden Tagen wieder in Richtung Normandie aufbrachen.
Auf dem Programm des 27. Austauschs standen Besuche in Marburg, Köln und Wetzlar, aber auch gemeinsamer Unterricht und zusammen verbrachte Freizeit, die auf unterschiedliche Weise genutzt wurde. Ausflüge zum Wilhelmsturm und anderen Sehenswürdigkeiten, Eisdielen-Besuche oder sportliche Aktivitäten sorgten dafür, dass keine Langeweile aufkam - und Gäste und Gastgeber nach den zehn Tagen erkennbar "geschlaucht" waren.
Besonders interessant für die Teenager aus der Normandie waren natürlich deutsche Sitten und Gebräuche und vor allem das Schulsystem. "Ihr in der deutschen Schule habt sehr viel Freiheit. Aber manche Schüler nutzen die Freiheit aus. In Frankreich ist alles sehr viel strenger", fasste Julien (13) seine Erfahrungen zusammen: "Bei uns gibt es eine Mauer rund um die Schule, manchmal fühlt man sich wie im Gefängnis. Eine Mischung aus Frankreich und Deutschland - das wäre ideal." Gut kam bei den Gästen an, dass die Schulstunden nur 45 Minuten lang sind, wobei sie sich über aus ihrer Sicht sonderbare Essensgewohnheiten wunderten: "Ihr esst zum Frühstück Schinken aufs Brötchen?" Völlig unverständlich war für die Franzosen, dass deutsche Schüler schon mit zehn Jahren entscheiden müssen, welchen Abschluss sie einmal machen wollen. Das läuft in der "Grande Nation" anders.
Schüler, Eltern und Lehrer zogen eine größtenteils positive Bilanz der Zeit. Ralf Kaczerowski lobte die Disziplin ("Hier ist eine Gruppe zusammengewachsen") und erzählte am Abschiedsabend, wie er von einem fremden Kollegen im Zug auf das Verhalten der Schüler angesprochen wurde: "Das war äußerst angenehm."
Elisabeth Lizon, die gemeinsam mit Cathérine Poussin und Habib Sadji die Schüler aus Montville begleitet hatte, bezeichnete den Austausch als "eine Art Weltanschauung". Es gehe um mehr als zweimal zehn Tage Hochstimmung. "Um den eigenen, engen Horizont zu erweitern, muss man sich auf das Abenteuer des gegenseitigen Kennenlernens einlassen", sagte die Pädagogin, die am Abschlussabend auch gesangliche Qualitäten offenbarte. Gemeinsam mit Christa Majer von der Textorschule glänzte sie als Vorsängerin. Höhepunkt des Abends waren die Gesangsdarbietungen der Schüler, die gemeinsam mit Musiklehrer Jürgen Poggel unter anderem "Durch den Monsun" von "Tokio Hotel" einstudiert hatten. "Wer hätte gedacht, dass deutsche Schüler, die meist Tokio Hotel unmöglich finden, deren Song zusammen mit den Franzosen mit Inbrunst singen können?", meinte Ralf Kaczerowski.
Tags darauf galt es Abschied nehmen, und am Bus wurde auch die ein oder andere Träne verdrückt. Einige der Schüler freuen sich nicht nur auf den Gegenbesuch in Montville im Mai, sondern haben schon ein Wiedersehen in den Sommerferien vereinbart.

(Haiger Kurier, Text: Ralf Stefan Triesch, Foto: Jannik Triesch, 04.04.2007)

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