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Gegen das Vergessen

Die Installation erinnert an die Autoren, deren Bücher vor 75 Jahren von den Nationalsozialisten verbrannt wurden.
Mit einer künstlerischen Installation, einer Stellwand, einem Filmdokument und einer PowerPoint-Präsentation haben sich Schüler und Schülerinnen der 10. Jahrgangsstufe der Haigerer Johann-Textor-Schule mit der Bücherverbrennung und dem Rassenwahn der Nationalsozialisten auseinander gesetzt.
Folker Albrecht, Fachbereichsleiter Gesellschaftslehre, und Günther Bree, Leiter des Gymnasialzweiges der Textor-Schule, stellten gestern das Projekt vor. Die Idee dazu war im Wahlpflichtfach Religion entstanden, in dem sich die Jungen und Mädchen ausgehend von religiösen Strukturen im Nationalsozialismus schließlich fächer- und schultypübergreifend mit der NS-Zeit auseinander setzen.
Die Schüler haben Präsentationen vorbereitet und unter anderem auch eine eigene Homepage zum Thema selbst erstellt, die im Internet über die Johann-Textor-Schule einsehbar ist. In der Mediothek der Schule dokumentiert der einzige vorhandene Filmmitschnitt der Bücherverbrennung in einer Endlos-Schleife den Beginn der nationalsozialistischen Verfolgung anders denkender, die schließlich in der Vernichtung von Millionen Menschen endete.
Im Eingangsbereich der Schule haben die Jugendlichen zusammen mit Kunstlehrerin Christa Majer eine sehenswerte Installation geschaffen. Eine Collage aus züngelnden Flammen und angekohlten Buchseiten steht hinter den Büchern, die auf ihrem Titel die damals verbrannten Autoren vorstellen.
An der Wand erinnert eine Kopie der Transportliste vom 3. Oktober 1944 an die Namen der Menschen, die an diesem Tag in das Vernichtungslager Auschwitz geschickt wurden. Hebräische Schriftzeichen erinnern an das 60-jährige Bestehen Israels. Viele der unbekannteren Autoren, deren Bücher verbrannt wurden, gerieten nach dem Krieg vollständig in Vergessenheit. "Damit haben die Nazis ihr Ziel eigentlich doch noch erreicht und das ist besonders schlimm", so Günther Bree. Mit ihrer Arbeit wollen die Textor-Schüler somit auch einen Beitrag gegen das Vergessen leisten.
Über die Bücherverbrennung, erklärte Albrecht, hätten sich die Schüler mit großem Interesse dem Begriff der "Masse" genähert, sowohl was die Massenvernichtung der Juden betreffe, als auch das Entstehen einer Massenbegeisterung und -hysterie der deutschen Bevölkerung. Darüber hinaus haben die Jugendlichen aber auch andere Themenbereiche wie beispielsweise die nationalsozialistische Architektur erarbeitet. Zu sehen sind die Projektergebnisse in der Textor-Schule noch in dieser und der nächsten Woche.
(Haiger Kurier , 09.10.2008, Text und Foto: am.)
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