StartArchivArchiv 2008Tragische Blutsbrüderschaft

Tragische Blutsbrüderschaft

Die ungleichen Zwillingsbrüder und ihre gemeinsam Freundin. 

Eine Klassenfahrt nach London war der Auslöser für das Projekt "Blutsbrüder". Nach dem Besuch einer Vorstellung des Original-Musicals "Blood Brothers" reifte in den Teenagern aus Haiger der Wunsch, das Stück von Willy Russell in der deutschen Fassung auf die Bühne zu bringen. 48 Schüler vor, hinter und neben der Bühne zeigten als Musiker, Techniker, Schauspieler, Sänger, Requisiteure und Bühnenbildner vollen Einsatz, um das rund zweistündige Musical unter Dampf zu halten.
Das Ende passiert interessanterweise gleich zu Beginn der Handlung: Zwei junge Männer liegen tot am Boden. Was ist geschehen? Im Rückblick wird das Schicksal der Zwillinge Mickey und Edward erzählt, die direkt nach ihrer Geburt getrennt wurden: Als sich die inzwischen siebenjährigen Jungen - der in gutem Hause aufgewachsene Edward Lyons und der arme Mickey Johnstone - zufällig beim Spielen begegnen, ist das der Beginn einer Blutsbrüderschaft, die schließlich tragisch endet.
Mickey, der ins kriminelle Milieu abgedriftet ist, sieht die Blutsbrüderschaft nur noch als Kinderei und überwirft sich mit seinem Zwillingsbruder, der inzwischen zum Stadtrat aufgestiegen ist. Als ihre leibliche Mutter, Mrs. Johnstone, den beiden offenbart, dass sie Zwillinge sind, erschießt der völlig ausgerastete Mickey seinen Bruder, der wiederum von der Polizei erschossen sind.
Die ungleichen Zwillinge - Ben-David Singh als Mickey und Benedict Friedrich als Edward - zeigten eine gute schauspielerische Leistung. In ihren Rollen waren sie weniger mit dem musikalischen Teil des Stückes konfrontiert, der schwerpunktmäßig Felicia Theis als Mrs. Johnstone und Kathrin Müller als Mrs. Lyons vorbehalten blieb. Beide präsentierten sich gesanglich bestens disponiert und schauspielerisch gut aufgestellt.
Bei der Haigerer Inszenierung der deutschen Fassung hatten unüberseh- und unüberhörbar die Mädels gegenüber den Jungs die Nase vorn. Sie wirkten agiler, frecher und insgesamt stimmlich besser disponiert. Den männlichen Darstellern hätte man etwas mehr Mut gewünscht, was aber den Erfolg des Stückes nicht schmälern konnte.
Verzeihbare Premierensünden einer ansonsten unterhaltsamen Aufführung, die vom Publikum mit viel Beifall bedacht wurde. Heute Abend (ab 19 Uhr) wird "Blutsbrüder" letztmalig aufgeführt. Karten gibt es in der Johann-Textor-Schule oder an der Abendkasse.   
(Haigerer Kurier, 06.06.2008, Text und Foto: Helmut Blecher.)

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