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Mehr als eine Erinnerung

Die beiden gymnasialen Klassen präsentierten im ersten Drittel des Abends Ergebnisse ihres Deutschunterrichts und der Zusammenarbeit mit der Euthanasie-Gedenkstätte Hadamar. Besonders überzeugten dabei die aktualisierten Szenen aus Bertolt Brechts Stück "Furcht und Elend des Dritten Reiches", die von den Schülern behutsam aktualisiert wurden, eine mit eigenen kurzen Eindrücken unterlegte Bilderfolge aus der Gedenkstätte zum Thema "Was bedeutet Erinnerung für mich?" und eine eindrucksvolle Videocollage von Paul Celans Gedicht "Todesfuge".

Dabei fiel der selbstbewusste Umgang mit den Themen auf, der sich vor allem in den kompetenten und ausdrucksstarken Moderationen von Anna Groos, Scarlett Mönch, Jaqueline Tiffert, Michelle Szentik und Tobias Jordan zeigte. Neben den kreativen Schülerleistungen war gerade dieser durch Inhalte und Moderation getragene, rhythmisierte Ablauf des Abends Hauptgrund dafür, dass nie Längen entstanden und die Besucher durchgehend gebannt waren. Tim Dietermann sorgte dabei immer für einen reibungslosen und professionellen Ablauf.
Insgesamt kein gewöhnlicher Präsentationsabend, kein Abhaken und Weitergehen, der Abend schien den Jugendlichen ein wahrlich ernsthaftes Anliegen. Zumal die anschließende Aufführung einer Theatergruppe aus Limburg das Thema sinnvoll weiterführte.

Nachdem im Deutschunterricht Brechts "Mutter Courage" zum Thema wurde, luden die Schüler Mitglieder einer Theatergruppe ein, die in Partnerschaft mit dem Kurs "Darstellendes Spiel" der 10. Klassen steht, eine Partnerschaft, die wiederum in der Gedenkstätte Hadamar entstanden ist, in der das dargebotene Stück auch seine Premiere hatte.

12-08Ihre Inszenierung der autobiographischen Erzählung "Mutters Courage" von George Tabori kontrastierte das Brecht-Stück und zeigte gleichzeitig auf, welch grausame Facetten der Krieg den Menschen insbesondere den Juden abverlangte. Rahel Stennes spielte George Taboris Mutter, die es als Jüdin schafft, dem Konzentrationslager durch eine Lüge zu entkommen, gleichzeitig aber mit ihrem Gewissen kämpfen muss, weil sie unzählige andere mitgefangene Juden zurücklässt. Erzählt wird ihre Geschichte auf der Bühne von George Tabori selbst, dargestellt von Mathias Müller, dessen schauspielerische Präsenz die Aula der Schule zu einem Theatersaal werden ließ.

Mit Spannung verfolgte das Publikum "seine" Geschichte, die - typisch Tabori - mit einer großen Portion schwarzem Humor angereichert wurde, bei dem den Zuschauern das Lachen allerdings allzu oft im Halse stecken blieb. Als dritter Schauspieler verkörperte Valentin Seifert Furcht einflößend das Böse in Form eines deutschen Offiziers, der keine Probleme damit hat, dass Millionen von Juden getötet werden, sich selbst jedoch als Vegetarier bezeichnet, weil ihm die Tiere leid tun.

Am Ende gab es verdienten und lange anhaltenden Applaus für alle Beteiligten.

(Haigerer Kurier, 08.12.2009, Text: rlg, Foto: Tobor.)


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