Haiger, 28.06.2013.
Mit der "Tour de France" verglich Schulsprecher Yunus Eriskin, während der Verabschiedungsfeier der Haigerer Johann-Textor-Schule am Mittwoch die Schullaufbahn. Nach den "Flachlandetappen" zu Beginn seien in den Jahrgängen sieben und acht "erste Berge" und die berechtigte Frage aufgetaucht: "Brauche ich das alles wirklich?" Für Lacherfolge in der mit Schülern, Verwandten und Freunden randvoll gefüllten Stadthalle sorgte Erizins Fazit: "Damals wusste ich noch nicht, dass auch Lehrer sich das fragen."
Nach schwierigen Bergetappen sei das Ziel erreicht und eine Erkenntnis gewonnen: "Ich werde niemals Lehrer, denn ich würde mich selbst nicht unterrichten wollen." Nicht alle Reden des Abends waren so kurzweilig und prägnant wie die Eriskins - das dreistündige Programm kam streckenweise langatmig rüber. Probleme mit der Technik machten es dem riesigen Publikum oft schwer, den Beiträgen zu folgen.
Das Jahrgangsteam der Lehrer hielt Rückschau auf wichtige Stationen der Schullaufbahn - vom Frankreich-Austausch über die Bundesjugendspiele bis zu den Ergebnissen des "Projektorientierten Lernens".
Schulelternbeirat Hartmut Jaeger empfahl den Schülern drei "G" für ihren weiteren Lebensweg: Gelassenheit ("Lerne Gegebenheiten anzunehmen und pack an, wo du verändern kannst"), Glaubwürdigkeit und Gottesfurcht: "Wer Gott ernst nimmt, findet zu seiner Bestimmung und wird wertvoll mit Menschen umgehen".
Direktor Dr. Gerald Lohwasser betonte, wie wichtig neben der Vermittlung der fachlichen Kompetenzen auch die sozialen Kompetenzen seien. Nicht nur der IQ sei wichtig, sondern auch der EQ, die "emotionale Intelligenz". Beeindruckt zeigte er sich von der Entwicklung der Hauptschüler. Der Anteil der Teenager, die nach der Schulzeit eine Ausbildung absolvieren, sei enorm angestiegen. Dies sei, neben der demografischen Entwicklung, auch auf die Zusammenarbeit der JTS mit der heimischen Wirtschaft - von Hauptschullehrer Alexander Schüler angekurbelt - zurückzuführen. Wenn auch mit Abschied immer Wehmut verbunden sei, gelte doch: "Liebe bedeutet auch, jemanden gehen zu lassen."
Gehen lassen musste die JTS 41 Hauptschüler, 70 Realschüler und 75 Gymnasiasten. Als Jahrgangsbesten zeichnete Hauptschulzweig-Leiter Robert Kroha Chirom Buhl aus der 9H2 aus, der einen Notendurchschnitt von 1,4 erreicht hatte. Tim David Benner (10R1) nahm eine Auszeichnung für einen Durchschnitt von 15 im Realschulzeugnis vom stellvertretenden Schulleiter Matthias Deffner entgegen. Gleich zwei Schüler der Gymnasialklassen kamen auf 1,3 - Lea Siebelist und Philipp Gräfe (beide 10G3) wurden von der Pädagogischen Leiterin Anette Fritsch geehrt. "Die Schule ist stolz auf diese Leistung", sagte sie. Ebenso stolz sei man auf Erfolge der Ehemaligen. So hätten zwei JTS-Schüler kürzlich die besten Abiturergebnisse der WvO-Schule in Dillenburg erreicht.
Der Erste Stadtrat Klaus-Peter Albrecht verglich den Werdegang der Schüler mit dem Eiskunstlauf: "Die Schule war die Pflichtkür, die ihr hinter Euch gelassen habt. Aber der eigentliche Wettbewerb liegt vor Euch." Nicht nur die Schule nahm Abschied, auch die Teenager verabschiedeten sich auf ihre Weise. Sie berichteten liebe- und humorvoll von den Eigenheiten der Klassenlehrer, von Katrin Ahrens, die "aus der Tüte springt" und von Michael Brüne, "dem Hengst". Bildpräsentationen riefen noch einmal die wichtigsten und schönsten Stationen ins Bewusstsein.
Den "Walsaki-Shake" hatten die Schüler der 10G1 mit Musiklehrer Jürgen Poggel eingeübt. Zu Beginn legten die Gymnasiasten einen flotten Walzer aufs Parkett, der in einen Sirtaki überging, um in einem aktuellen "Harlem-Shake" zu enden. Liedbeiträge, wie "Schools' out" der 10G2 (mit Musiklehrer David Just), "Schooltime" der 10R3 (mit Musiklehrer Peter Moulding) und "Won't forget these days" der 10G3 machten, mal fröhlich, mal melancholisch klar, dass nun die Zeit an der JTS für die 186 Schüler zu Ende ist.
(Mit freundlicher Genehmigung des Haigerer Kuriers, Text und Fotos: Ute Jung.)