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Schaurige Version eines Klassikers

Haiger, 14.06.2014.

Schrille Schreie, vor Entsetzen geweitete Augen, totenblasse junge Mädchen, Blut in Hülle und Fülle - der "English-Drama-Club" der Haigerer Johann-Textor-Schule bot am Donnerstagabend seine schaurige Version der "Dracula"-Story nach einem Roman von Bram Stoker und in einer Bearbeitung vom John Mattera.

Bemerkenswert: Alle Darsteller sprachen ihren Text in fließendem Englisch. Drei Aufführungen bringen die Schauspieler auf die Bühne der Aula. Heute (Samstag, 19.30 Uhr) besteht die letzte Gelegenheit, sich nach Transsylvanien, ins Schloss des Grafen Dracula, entführen zu lassen.

Textor-Schüler präsentieren "Dracula"Ende des 19. Jahrhunderts reist der Londoner Kanzlei angestellte Jonathan Harker nach Transsylvanien. Graf Dracula, der dort einsam in einem Schloss haust, hat ihn bestellt, um über einen Grundstückskauf zu verhandeln. Harker wundert sich, dass Dracula nur nachts zu sprechen ist und stellt schaudernd fest, dass dieser tagsüber im Sarg ruht, die Sonne meidet und in einem Spiegel nicht zu sehen ist.

Der Untote ernährt sich  von menschlichem Blut, und wer von ihm in die Halsschlagader gebissen wird, mutiert selbst zu einem Blutsauger. Dieses Schicksal trifft Harkers Verlobte Lucy, in die sich der Vampir verliebt. Wie die Geschichte weitergeht an deren Ende ein Pfahl durch das Herz des Grafen getrieben wird, ist bekannt.

In der Rolle des Graf Dracula überzeugte Lukas Wrinskelle, der einmal mehr seine erstaunliche Bühnenpräsenz zeigte. Auch andere Rollen waren grandios besetzt, wie etwa die des devoten Butlers Charles (Simon Gräfe) oder die der Professorin Anna von Helsing (To Uyen Nguyen). Wie professionell die Schüler agierten, zeigte sich bei einer technische Störung, in der die jungen Schauspieler minutenlang in ihrer Pose verharrten und sich nicht aus der Ruhe bringen ließen.

Etwa 120 Zuschauer genossen nicht nur ein beeindruckendes Theaterstück, sondern auch ein grandioses Klavierkonzert. Bei den häufigen Szenenwechseln zeigte der 16-jährige Silas Häuser sein virtuoses Können am Piano. Er hatte vorwiegend Stücke aus der "Pathetique" von Ludwig van Beethoven ausgesucht, die die die dunkle Atmosphäre des Schauspiels unterstützten.

Textor-Schüler präsentieren "Dracula"Anette Fritsch, die Pädagogische Leiterin der JTS, lobte die Schüler für ihre großartigen sprachlichen und schauspielerischen Leistungen. Auch die Resonanz aus dem Publikum war durchweg positiv.
Die Agierenden und die ebenso wichtigen Aktiven im Hintergrund bei Licht- und Tontechnik, Kostümen und Requisiten nehmen an einer freiwilligen Arbeitsgemeinschaft der pädagogischen Mittagsbetreuung teil (Noten gibt es nicht) und haben sehr viel freie Zeit in die Proben investiert - ebenso wie die Regie führende Lehrerin Silke Fischbach. Hilfe erhielt sie von Anne-Sophie Wendland, die ihr Abitur am Johanneum-Gymnasium Herborn im Fach "Darstellendes Spiel" absolvierte und eine Jugendgruppe der Kulturscheune Herborn betreut.

Der "English-Drama-Club" wird im Juli das erste Theater-Festival des "English-Drama-Network" in Frankfurt besuchen. Dessen Team war bei einem Besuch der Proben in Haiger so beeindruckt vom Können der Schüler, dass diese - anders als zuvor geplant - in der Mainmetropole nicht nur Teile ihrer Aufführung präsentieren werden, sondern das ganze Stück. Seit Beginn des Schuljahrs ist die Textorschule Teil des Netzwerkes, das durch das "Education Team" des "English Theatre" in Frankfurt ins Leben gerufen wurde und vom Kultusministerium gefördert wird. Beteiligt sind 13 Schulen mit besonderem pädagogischen Profil.

(Mit freundlicher Genehmigung des Haigerer Kuriers, Text und Fotos: Ute Jung)

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